In Groß-Gerau ist es am Donnerstag in der Innenstadt und Auf Esch zu einem Stromausfall gekommen / Wer betroffen war
GROSS-GERAU. Die Explosion eines Trafohäuschens am Europaring hat am Donnerstagmorgen für einen Stromausfall in Groß-Gerau gesorgt. Betroffen waren Teile der Innenstadt und des Stadtteils Auf Esch, auch im Gewerbegebiet „GG08“ mit dem Einkaufszentrum Helvetia Parc gingen die Lichter aus. Den ersten Ausfall gab es um 9.22 Uhr, die Nina-Warn-App gab um 9.58 Uhr eine Meldung heraus.
Ursache war ein Fehler in der Mittelspannungsschaltanlage des Trafohäuschens. Es kam zu einem Kurzschluss, durch die dabei entstehende Druckwelle flogen die Tür der Trafostation und eine Wand heraus, die anderen Wände neigten sich. „Wir müssen noch genau recherchieren, was da passiert ist“, sagte Michael Kornmann, Leiter Netze bei der GGV (Stadtwerke Groß-Gerau Versorgungs GmbH), gegenüber dieser Redaktion. Am Donnerstagmittag wurden die Wände des Trafohäuschens mit Spanngurten gesichert.
War zunächst befürchtet worden, dass es sich um einen mehrstündigen Ausfall handeln könnte, kamen GGV und Überlandwerk (ÜWG) bei der Entstörung dann doch schnell voran. Um 9.57 Uhr folgte in den betroffenen Bereichen die erste Teilinbetriebnahme, um 9.59 Uhr die zweite. „Um 10.10 Uhr war dann alles wieder vollständig in Betrieb“, so Kornmann. Wie viele Haushalte betroffen gewesen seien, könne er noch nicht sagen, allerdings sei auch in mehreren Hochhäusern der Strom ausgefallen. Erst vor Kurzem hatte ein Stromausfall die Einwohner Rüsselsheims in Atem gehalten.
Für Groß-Gerau handelte es sich um den mit Abstand längsten Stromausfall in der jüngeren Geschichte. Mit durchschnittlich gerade einmal 1,22 Kunden-Ausfallminuten im Jahr liege die GGV bundesweit ganz weit vorne. „Das Netz ist stabil“, betont Kornmann.
Das zerstörte Trafohäuschen befindet in direkter Nachbarschaft zu einem kleinen Spielplatz, auf dem sich zum Zeitpunkt der Explosion aber niemand befand. „Das Trafohäuschen war vor dem Spielplatz da“, erklärt der Leiter Netze der GGV. Das Häuschen werde man abreißen und an einer Stelle in der Nähe, aber abseits des Spielplatzes neu aufbauen müssen.
Die Auswirkungen waren unterschiedlich. Während Anwohner der Theodor-Heuss- oder auch der Walther-Rathenau-Straße längere Zeit auf Strom verzichten mussten, blieb es in der Darmstädter Straße bei einem kurzen Netzwischer. Bildschirme flackerten kurz, waren aber sofort wieder da. Bei der Bäckerei Darmstädter ein ähnliches Bild. „Der Strom war vielleicht eine Sekunde weg, aber gleich wieder da“, erzählte eine Mitarbeiterin. Das Freibad dagegen musste am Vormittag geschlossen bleiben.
Im Stadtteil Auf Esch war Stadträtin Ilse Scheuner (SPD) gerade beim Brötchenholen, als sie einen Knall hörte und es plötzlich dunkel wurde. Wieder zu Hause habe sie feststellen müssen, dass alle Geräte aus waren. „Nach etwa einer halben Stunde hat alles wieder funktioniert.“
Auch das Mobilfunknetz ist betroffen
Vorübergehend den Verkauf einstellen mussten die meisten Geschäfte im Einkaufszentrum Helvetia Parc. Da in vielen Fällen nur noch die Notbeleuchtung ging, wurden die Kunden aus Sicherheitsgründen gebeten, die Läden zu verlassen. Erst als die Kassensysteme wieder liefen und das Licht voll da war, ging es mit dem Betrieb weiter.
Betroffen war auch der Nahkauf im Stadtteil Auf Esch III. Marktleiter Can Ciftci schätzt, dass der Strom etwa 45 Minuten weg gewesen sei. Gänzlich geschlossen habe man deshalb nicht. „Wir haben einen Weg gefunden, das zu händeln“, sagte Ciftci. Kunden, die passend zahlen konnten, hätten ihre Waren trotz Ausfalls der Kassen mitnehmen können, im System habe man das nachgebucht. „Da merkt man, wie abhängig man von Strom ist.“ Auf die Kühlkette habe der Ausfall keine Auswirkungen gehabt. „Für die Kühlung haben wir Notstrom, da sind wir für mehrere Stunden abgesichert.“
Im Groß-Gerauer Landratsamt ging kurzzeitig ebenfalls kaum noch etwas, auch das Mobilfunknetz war nach Angaben einer Sprecherin gestört. Die erste Meldung eines Bürgers sei um 9.26 Uhr bei der Leitstelle eingegangen. Wie Patrick Fiederer, Leiter Revision und Kommunalaufsicht berichtet, sei gegen 9.20 Uhr ein lauter Schlag zu hören gewesen. „Zehn Sekunden später gingen dann die Brandschutztüren zu.“
Der Katastrophenschutzstab des Kreises beschäftigt sich bei einer Übung gerade mit einem Hochwasserszenario, bei dem von durchgeweichten Deichen ausgegangen wird. Wie Erster Kreisbeigeordneter Adil Oyan (Grüne) bei einer Feierstunde im Landratsamt sagte, überlege man nun, einen Stromausfall in das Szenario einzubeziehen.
Auch die Groß-Gerauer Kreisklinik liegt in dem Gebiet, das von dem großflächigen Stromausfall betroffen war. „Unser Notstromaggregat ist unmittelbar angesprungen, um eine durchgehende Stromversorgung der Medizingeräte sicherzustellen“, sagte Klinik-Geschäftsführerin Prof. Dr. Erika Raab gegenüber dieser Redaktion.
Die Kreisklinik sei darüber hinaus an ein zweites Versorgungsnetz angeschlossen, um in Notfällen die Versorgungssicherheit der Patienten gewährleisten zu können. „Der Notstromaggregat hat automatisch nach kurzer Zeit auf dieses Auffangnetz umgeschaltet. Sämtliche Vorkehrungen haben planmäßig funktioniert“, berichtet Raab.
Auch nach Angaben der Polizei gab es aufgrund des Stromausfalls keine besonderen Vorkommnisse.
(c) Jörg Monzheimer