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Schönster Lohn: Wenn Menschen lachen

Spaßmacher: Die „Walldorfer Scherzbuben“ sind ein pfundiges Duo, nicht nur im Karneval – Narrenfreiheit als Ausgleich

Sie sind echte Pfundskerle, die „Walldorfer Scherzbuben“. 2006 haben sich Patrick Fiederer und Horst Schäfer zum Duo zusammengeschlossen: eine gewichtige Gemeinschaft im Dienste des Frohsinns, vor allem zum Karneval. Wenn die beiden Schwergewichte in leuchtend rotem Wams – in Anlehnung an die Wildecker Herzbuben – die Bühne betreten, löst schon ihr Anblick Schmunzeln aus. „Ich lebe gern und ich esse gern – 170 Kilo kommen da schon auf die Waage. Noch sagt mein Arzt nichts dazu“, verrät Fiederer (30) grinsend. Kollege Schäfer (42) steht ihm in Pfunden kaum nach. Mit gut gepolstertem Doppelkinn, Brillengestell und Bürstenschnitt gleichen sie einander wie ein Ei dem anderen. Sie singen Stimmungslieder und führen flapsige Dialoge, nehmen sich und andere auf die Schippe. Lieblingsscherz im Walldorfer Karneval: „Die Mörfelder haben nur einen Vorteil – sie haben die schönere Aussicht auf Walldorf.“ Kaum stehen die beiden als urige, herzige Kindsköpfe vorm Publikum, ernten sie Applaus, gelöste Stimmung macht sich breit. Wie lautere Seelsorger der Scherzparade, denen keine menschliche Schwäche fremd ist, muten sie an. An diesem Nachmittag erfreuen sie zum Beispiel beim Bockbieranstich der Arbeiterwohlfahrt die Senioren. Nach der Devise „Die Hände zum Himmel und keiner ist allein“ nehmen sie alle Gäste in den Reigen der guten Laune mit. Begehrt als ehrenamtliche Unterhalter sind die Scherzbuben aber auch bei Familien- und Vereinsfeiern von Walldorf über Riedstadt bis an den Rhein. „Alle reden von Krise – es fehlen Leute mit Humor, die auch mal einen Scherz machen. Der schönste Lohn für mich ist, wenn Menschen lachen“, sagt Fiederer. Der Mann aus Leeheim weiß, wovon er spricht. Als Vorsitzender der SPD Leeheim, Aktiver im SPD-Unterbezirk sowie Mitglied der Juso-Vorstände in Riedstadt, im Kreis Groß-Gerau sowie im Bezirk Hessen-Süd könnte er ein Lied singen vom wenig lustigen Alltag der Kommunalpolitik. Stattdessen lässt er seine Stimme zum „Hopsasa und Hula-Hula“ erklingen. Kompagnon Horst Schäfer, hauptberuflicher Projektleiter in der Computerindustrie, erzählt: „Patrick und ich standen gemeinsam beim Bier am Tresen, da kam einer vorbei und sagte: Guck mal, die beiden Scherzbuben! So ist die Idee entstanden.“ Schäfer ist vor zwölf Jahren von Sprendlingen nach Walldorf gekommen und seine Ehefrau lotste ihn schnurstracks zu den Buschspatzen des Walldorfer Karnevals. Heute ist er deren Vizepräsident. Und Fiederer, der auch als Redner in der Bütt steht, gehört als „Minister für Jux und Dollerei“ dem Elferrat an. „Ich bin jemand, der anderen gern eine Freude macht. Das Ehrenamt erlebe ich in unserer Individualgesellschaft als rückläufig – ich sag mir: Tu was für andere, um gemeinsam was zu erreichen“, erzählt Fiederer. Hauptberuflich ist er Ausbildungsleiter bei der Kreisverwaltung Groß-Gerau und hat mit jungen Menschen zu tun. „Ich kenne ihre Sorgen und Nöte. Ausgrenzung habe ich als Dicker selbst oft erlebt – das hat mich gestärkt, die zu unterstützen, die in der Ecke sitzen“, erzählt er. In zahlreichen Verbänden, Organisationen und Interessengruppen ist er aktiv – so eben auch beim 1. Carneval Club Walldorf (CCW), den „Buschspatzen“. „Meine Familie kommt ursprünglich aus Walldorf“, erklärt der Riedstädter die Mitgliedschaft. Die Narrenfreiheit als „Scherzbub“ sei für ihn auch Ausgleich zur Politik: „In der Politik muss ich immer aufpassen, dass ich nicht ins Fettnäpfchen trete. Hier darf ich das.“ Schäfer ergänzt: „Es ist herrlich, sich selbst zu verulken. Patrick und ich – das passt wie die Faust aufs Auge.“ Und schon geht`s auf der Bühne weiter mit Schunkelliedern, gespickt mit hinreißenden kleinen Scherzen. „Zugabe, Zugabe“, rufen die Zuschauer. Und die Scherzbuben freut`s.
angelica.taubel / lot

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