Riedstadts Fastnachter geben die Macht an Bürgermeister Kretschmann ab und spenden Geld für Niemöller-Schule
RIEDSTADT. Rathausschlüssel gegen Fastnachtsfahne – für Bürgermeister Marcus Kretschmann (CDU) und die Fastnachtsvereine aus den fünf Stadtteilen klang das nach einem fairen Deal. Und so ging der Tausch am Aschermittwoch denn auch reibungslos im Büro des Bürgermeisters über die Bühne. Die Fahne sei durch den Sturm „Sabine“ etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, sagte der Bürgermeister. Aber man habe sie reparieren lassen. Der überdimensionierte Papp-Schlüssel sah unversehrt aus und soll jetzt einen Platz an eine Wand im Vorzimmer finden, wo der Bürgermeister ihn im Blick hat.
Den Rathausschlüssel und die Macht hatte Kretschmann beim ersten Riedstädter Rathaussturm am 18. Januar an die Fastnachter verloren. Der KIS (Karneval im Sportverein) vom SV Crumstadt, die Sparte Karneval der SKG Erfelden, die Fastnachtsabteilung im TSV Goddelau, der Leeheimer Carneval Verein (LCV) im FC Germania und der Kerweborsch und Carnevalsverein Wolfskehlen (KCV) hatten sich zusammengetan und hatten mit hundert Fastnachtern das Rathaus übernommen (das Echo berichtete).
„Wir haben einen sehr schönen Rathaussturm erlebt und die ein oder andere schöne Sitzung“, betonte Kretschmann, auch wenn die Stimmung durch einige Ereignisse gerade in Hessen getrübt worden sei. Kretschmann spielte damit auf die Gewalttaten an, beim Rosenmontagsumzug im nordhessischen Volkmarsen, wo ein 29-Jähriger mit dem Auto in die Menschenmenge fuhr und wenige Tage zuvor in Hanau, wo ein 43-Jähriger vermutlich aus rassistischen Motiven neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen hatte, seine Mutter und schließlich sich selbst.
Doch auch Riedstadt sei getroffen worden, so der Bürgermeister. Als die Fastnachter beim ersten Rathaussturm beschlossen hätten, Geld für die Martin-Niemöller-Schule zu sammeln, sei es zunächst um den ersten Brand vom 8. Dezember gegangen. Durch den zweiten Brand am 16. Februar habe dies eine neue Aktualität bekommen. Mit entsprechenden Aufstockungen kamen 555,55 Euro zusammen, 111,11 Euro für jeden der fünf Stadtteile, die am Mittwoch an Schulleiter Martin Buhl übergeben wurden.
Der Rathaussturm sei hoffentlich nicht zum letzten Mal veranstaltet worden, betonte Kretschmann. Man wolle auch weiterhin dabei Geld sammeln, was aber dann hoffentlich nicht mehr an der Niemöller-Schule gebraucht werde.
Durch den Rathaussturm habe man zusammengefunden, betonte Patrick Fiederer vom LCV. „Wir besuchen uns jetzt gegenseitig bei den Sitzungen“, betonte der Fastnachter. Noch sei es ein zartes Pflänzchen, was in anderen Orten schon seit vielen Jahren Brauch sei. Vielleicht entstehe in Zukunft ja mehr daraus, beispielsweise eine gemeinsame Fastnachtsveranstaltung mit der Stadt für die Senioren. Dazu könne jeder der Fastnachtsvereine ein bis zwei Programmpunkte beisteuern, so Fiederer. Allerdings sei 2021 die Kampagne um neun Tage kürzer, sodass man Termine suchen müsse.
(c) Groß-Gerauer Echo, Marion Menrath