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„Haben als Team verloren“

BÜRGERMEISTERWAHL SPD Riedstadt arbeitet die Niederlage auf / Partei soll sich breiter aufstellen

RIEDSTADT. Der Blick zurück auf die Bürgermeisterwahl und der Blick nach vorne mit den Lehren aus der Wahlniederlage prägten die Mitglieder- und Jahresdelegiertenversammlung der SPD Riedstadt im Bürgerhaus Wolfskehlen. „Das Ergebnis ist niederschmetternd“, erklärte der gescheiterte Bürgermeisterkandidat Andreas Hirsch unumwunden. Er dankte ausdrücklich allen, die ihn seit Mai 2015 unterstützt hatten und übernahm die Verantwortung für die Wahlniederlage.

Dank für das große Engagement
„Ich habe es nicht geschafft, bei den Bürgern so anzukommen, wie ich mir das vorgestellt habe“, sagte Hirsch. Eine Aussage, die Stadtverbandsvorsitzende Regina Plettrichs nicht stehen lassen wollte: „Wir sind als Team in den Kommunalwahlkampf und in den Bürgermeisterwahlkampf gegangen. Wir haben uns als Team bei der Kommunalwahl gut geschlagen und haben als Team die Bürgermeisterwahl verloren.“

Redner wie die langjährige Erste Stadträtin Erika Zettel dankten Hirsch für sein großes Engagement, wiesen aber auch auf den sehr professionellen Wahlkampf von Marcus Kretschmann (CDU) hin. „Die Fraktion ist jetzt gefordert, er muss an seinen Äußerungen und Versprechungen gemessen werden“, sagte Zettel. Kämpferisch gab sich Thomas Caster: „Wir haben im März die Mehrheit bekommen – wir sind die Macher, wir brauchen uns nicht zu verstecken.“

Für Rita Schmiele ist der Wahlerfolg Kretschmanns nur das jüngste erfolgreiche Beispiel für die langfristig angelegte Strategie der CDU, durch professionelles Marketing bei den Direktwahlen die Bürgermeisterposten im Kreis zu erobern. Die SPD habe dagegen ein Strukturproblem und müsse ebenfalls eine langfristige Strategie entwickeln. Von einigen Mitgliedern kritisch gesehen wurden die Wahlplakate von Hirsch – zu unprofessionell in der Umsetzung und zu verkopft in der Motivauswahl lauteten die Kritikpunkte. Sein Team und er hätten darauf gehofft, mit den Kernbotschaften aus dem Kommunalwahlkampf punkten und die fünf Leitmotive seines Wahlkampfes rüberbringen zu können und das ohne professionelle Werbeagentur – eine Fehleinschätzung, räumte Hirsch ein.
Für den „etwas aggressiveren“ Wahlkampf vor der Stichwahl habe es nicht nur Lob gegeben, das habe aber am Ergebnis nichts mehr geändert, konstatierte Hirsch. „Das passt nicht zu mir“, sagte Landrat a.D. Willi Blodt zu dem Bürgerbrief, in dem Kretschmann zum Teil scharf angegriffen worden war. Er sei vom Unterbezirk gebeten worden, diesen Brief zu unterschreiben, habe den Text am Telefon vorgelesen bekommen und sofort sein Placet geben müssen, erklärte Blodt die Entstehungsgeschichte. Plettrichs betonte, dass die Aktion zwar abgesprochen gewesen sei, aber unter dem großen Zeitdruck die Brisanz einiger Formulierungen nicht erkannt worden sei.

„Wir haben aus meiner Niederlage vor sechs Jahren nichts gelernt“, erklärte Patrick Fiederer. Es sei massiv falsch, auf kommunaler Ebene zu polarisieren und einen Lagerwahlkampf zu machen. „Wir müssen uns breiter aufstellen, unsere Themen wie Kinderbetreuung und Soziales begeistern die Wähler nicht mehr.“ So würden Diskussionen, ob der Betreuungsschlüssel in Kindertagesstätten Kirchenstandard entspreche oder drei Erzieherinnenstellen mehr betragen solle, eine breite Mehrheit nicht interessieren. „Wir dürfen über lauter Strategien die Themen nicht vergessen“, mahnte er. SPD-Fraktionsvorsitzender Matthias Thurn gab Fiederer bis auf einen Punkt Recht: „Wir können mit unseren Themen begeistern. Doch ging völlig unter, wofür wir inhaltlich stehen, weil Kretschmann ein Gefühl verkauft hat.“

Zum haushaltsplan Nur kurz ging SPD-Fraktionsvorsitzender Matthias Thurn in der Mitgliederversammlung auf die Haushaltsberatungen ein. Der eingebrachte Haushaltsplanentwurf 2017 sei insgesamt „sehr erfreulich“. Nur die vom Magistrat gewünschte massive Erhöhung der Friedhofsgebühren stößt auf Kritik. Die SPD-Fraktion lehnt die Erhöhung der Friedhofsgebühren ab und werde deshalb dagegen stimmen, kündigte Matthias Thurn an.

(c) Groß-Gerauer Echo, Anke Mosch

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