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Gewitterwolken am Fastnachtshimmel

Zwischen „Buschspatzen“ und Stadtverordnetenvorsteher kracht es gewaltig

Mörfelden-Walldorf – In der noch jungen Fastnachtskampagne bahnt sich ein deftiger Streit zwischen Stadtverordnetenvorsteher Werner Schmidt und den „Buschspatzen“ an. Auslöser war Schmidts jüngster Auftritt bei den „Sandhasen“

Nach einem Auftritt bei der Kampagneneröffnung der „Sandhasen“ am Samstag in Mörfelden steht Parlamentsvorsteher Werner Schmidt (SPD) im Kreuzfeuer der Kritik. Bei den „Sandhasen“ ging er nämlich auf die Bühne und verteilte gleich vier Schecks, weil er zu vier Veranstaltungen der Karnevalisten eingeladen wurde. Zugleich monierte er, von den Walldorfer „Buschspatzen“ habe er erst vier Tage vor deren jüngster Veranstaltung die Einladung bekommen. Zu knapp, um noch hinzugehen. Er habe eine kranke Mutter zu Hause, um die er sich kümmern müsse, und: „Da wäre mir meine Frau böse gewesen“.

Vergangenes Jahr hatte Schmidt bei den „Sandhasen“ sogar gesagt, die „Buschspatzen“ seien „zu blöd“, um ihn einzuladen. Im Saal regte sich am Samstag nach den Worten Schmidts Unruhe, denn im Publikum saßen auch Vertreter der gescholtenen „Buschspatzen“. Deren stellvertretende Vorsitzende Denise Drewes rief lautstark durch den Saal, Schmidt sei sehr wohl immer wieder eingeladen worden, aber nicht gekommen. Im Gespräch mit dieser Zeitung warf sie ihm „Amtsmissbrauch“ vor.

Konsequenzen gezogen

Die „Buschspatzen“ haben aus dem Verhalten des Stadtverordnetenvorstehers jetzt ihre Konsequenzen gezogen. Sitzungspräsident Patrick Fiederer sagte auf Anfrage, Schmidt werde künftig keine Einladungen zu den Sitzungen mehr erhalten. Seit 2011, so monieren Fiederer und Drewes, sei Schmidt immer nur bei den „Sandhasen“, nicht aber bei den „Buschspatzen“ gewesen. Die bekamen somit aus dem Topf des Parlamentsvorstehers, der jährlich 4000 Euro Verfügungsmittel hat, keinen Cent. Ungerecht, wie die „Buschspatzen“ finden.

Unklar ist nun, ob der Stadtverordnetenvorsteher unter diesen Bedingungen die Ritterwürde, die ihm die „Buschspatzen“ 2005 überreicht hatten, behält. Fiederer stellte Schmidt frei, darüber zu entscheiden. Der Sitzungspräsident nahm im Gespräch mit dieser Zeitung kein Blatt vor den Mund. Er selbst sei fünf Jahre Stadtverordnetenvorsteher in Riedstadt gewesen. Was Schmidt treibe, sei unter der Würde eines Parlamentsvorstehers. Schmidt habe alle Einladungen mehrere Wochen vor den Veranstaltungen bekommen, er sei vier Tage vorher lediglich noch einmal erinnert worden.

Fiederer bedauert, dass sich Schmidt bei den „Buschspatzen nicht entschuldigt“ habe. Er verwies auf Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD), der den Einladungen jedes Jahr folge und dem Verein rechtzeitig Schecks zukommen lasse. Könne er nicht kommen, entschuldige er sich.

„Verstehen keinen Spaß“

Nach der Sitzung am Samstag habe Schmidt Fiederer gebeten, die Sache nicht hochzukochen. Die „Buschspatzen“ sollten ihn zu ihrer Kostümsitzung einladen, dann komme er auch. Allerdings habe der Vorstand inzwischen beschlossen, Schmidt nach seinen Äußerungen über die „Buschspatzen“ bei den „Sandhasen“ künftig nicht mehr einzuladen. Der Vorsitzende der Sandhasen, Alexander Meidt, sagte lediglich, er habe von all dem nichts mitbekommen. Eine angekündigte ausführliche Stellungnahme blieb bis gestern aus.

Schmidt sagte auf Anfrage, er sei schon öfter bei den „Buschspatzen“ gewesen und habe auch dort Schecks überreicht. Aber nur, wenn er auch eingeladen wurde. Er wünsche sich die Einladungen einen Monat vor dem Termin mit Adresse an das Hauptamt der Stadt. Aber die „Buschspatzen“ bekämen das nicht hin. Er habe bei rund 100 Terminen jährlich in der Doppelstadt andere Aufgaben, als sich jedes Papier ausführlich durchzulesen. Er wolle dem Verein nichts Böses, sondern habe ihn lediglich ironisch darauf aufmerksam machen wollen, wie mit Einladungen umgegangen werde. „Aber die Fastnachter verstehen leider keinen Spaß.“

(c) Frankfurter Neue Presse, Carmen Erlenbach

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