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Ein Pfälzer in der „Perle des Rieds“

Unter dem Motto „& oder sunscht was“ unterhält Komiker Ramon Chormann mehr als 300 Besucher in Leeheim

LEEHEIM. Bis zu den Faschingssitzungen dauert es noch ein paar Wochen. Da entschied der Elferrat des Leeheimer Carneval Vereins (LCV), diese Zeit mit einem Pfälzer Comedian zu überbrücken, so erklärte der Präsident Patrick Fiederer den Auftritt von Ramon Chormann in der Perle des Rieds. Der Pfälzer seinerseits ließ sein Publikum teilhaben an seinen Erkenntnissen über Entscheidungsprozesse. Morgens ginge es schon los: „Bleibst de leije, stehst de auf – oder sunscht was“ beschrieb er diesen schwierigen Vorgang zu Beginn eines Tages.

Schon als Kind müsse man sich entscheiden, was man mal werden wolle. „Ich will mal groß wer’n“ entschied sich der kleine Ramon. „Ich konnt noch net sage ich will in de Perle des Rieds rumlaafe.“ Und das war erst der Beginn jubelnder Zustimmung zu den Ausführungen des Mannes auf der Bühne, der sich für schwarzen Anzug, weißes Hemd und schwarze Fliege entschieden hatte, ein eher einfacher Vorgang bei Männern. „Männer zieh’n immer des ooh, was owwe liegt, des muss net mal sauber sei“ – lautstarke Zustimmung von seinen Geschlechtsgenossen. Und eindringlich warnte er davor, bei der Entscheidung zur Garderobe der Frauen dabei zu sein, was ihm einmal mehr jubelnde Zustimmung einbrachte.

Neben solch witzigen Alltagsepisoden hatte der Pfälzer auch Nachdenkenswertes dabei. Seine Kindheit im Dorf gab ihm dazu Vorlagen. In der Schule hätte man gewusst, wie Schwächen durch Stärken ausgeglichen würden. „De Peter, der kann net rechne, hat awwer mit 16 ein‘ komplette Motorblock auseinanner genomme und zusamme gesetzt.“ Und seine Erkenntnis dazu. „Jeder kann was.“

Gar nicht gut zu sprechen war er auf das heutige Schulsystem, wo möglichst jeder aufs Gymnasium gehen soll und zum Theoretiker herangezogen wird. „Des sinn die, die mit zwölf über die ungerechte Lohnverteilung diskutier n und mit zwanzig noch kaan Beese in der Hand gehabt ham.“ Wieder jubelte der Saal, wurde aber etwas nachdenklich, als er vehement den Verlust alter deutscher Werte anprangerte, Werte wie ordentlich, pünktlich, sauber und pflichtbewusst. „Wenn in einer Gesellschaft Werte verlor’n gehen, dann kannste net eifach sage – ach der alte Wert is‘ weg, hole mer’n widder zurück.“ Und er beteuerte, er gehöre nicht in die rechte Ecke, liebe aber sein Land und auch die Deutschen – „auch wenn se net Auto fahr’n könne.“ Und da war er wieder bei witzigen Begebenheiten des Alltags. Er wusste von Autofahrern, die nicht gerne bei Dunkelheit fahren. „Ich aach net“, konterte er „ich mach halt es Licht an.“
Vom Werteverlust war es nur ein kleiner Schritt zur Abrechnung mit der aktuellen Politik. Der Pfälzer hatte drastische Begriffe seines Dialektes für „den Dollbohrer“ in der Türkei und die „Schnute-Kuh“ in Deutschland.

Waffendeals angeprangert
Aufgeregt habe ihn deren Verhalten, nachdem tausende Unschuldige am Bosporus hinter Gitter kamen. „Da hätt ich als Bundesregierung gesacht alle raus, Touriste, Firmen und die Nato.“ Heftigen Applaus erhielt er für sein „da schäm‘ ich mich als Deutscher in Grund und Boden“, als er die andauernden Waffendeals anprangerte.

„Mer müsse uns entscheide, wie geh’n mer mit all dene bleede Leit in de Politik um!“, so sein Aufruf am Ende des Abends. „Losse mer uns des alles gefalle? Uns geht’s doch trotzdem noch gut. – Oder demonstrieren wir?“ und er nannte das aktuelle Chaos von Chemnitz als guten Grund, auf die Straße zu gehen.

Dazu hatte er noch eine Erkenntnis für seine Zuschauer: „Entgegen langläufiger Meinung geht der Kopp vom Denken net kaputt.“

(c) Groß-Gerauer Echo, Lotte Schüler

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