Mörfelden-Walldorf – Schunkeln, singen und zusammen lachen – alles, was die Fastnacht so liebenswert macht, ist in Pandemiezeiten kaum noch möglich. Dabei möchte der 1. CCW – Die Buschspatzen sein närrisches Jubiläum feiern: Die Walldorfer Karnevalisten werden 66 Jahre alt.
Weil Corona auch in der fünften Jahreszeit noch die Strippen zieht und das Fastnachtsvirus unterbuttert, müssen die Buschspatzen zwar noch die Füße stillhalten. Aber das Motto 2021/22 „Seit 66 Jahren sind wir munter, den Buschspatz, den kriegt keiner unter“, das ist Programm. Aus dem Vorstandsteam um Denise Drewes, Nicole Bärenfänger, Kirsten Schork und Alexander Müller gibt es jetzt eine Aussicht mit allerlei Programm für das Jahr. Erste Etappe: „Wir planen unsere nächste Kampagne, die wie jedes Jahr mit unserem ,Vaddertach‘ am 22. Mai beginnt.“
Die neue Rot-Weiß-Abteilung hat rund 90 aktive Mitglieder, davon sind 30 unter 18 Jahren. Zehn Trainerinnen der Spätzchengarde, Mini-Garde, Juniorgarde, der Ritter-Garde und der Möhnen arbeiten mit viel Elan an der Rückkehr auf die närrische Bühne.
Ein Blick in die Historie: Sie waren nicht immer so närrisch, aber bereits reif für die Bühne: Anno 1955 gründeten sich die Karnevalisten aus der Theatergruppe der SKG Walldorf. In der neuen närrischen Abteilung der SKG wurden Fritz Tron und Max Bayer die ersten Präsidenten. Bereits zur Kampagne 1957/58 luden die Buschspatzen zur ersten „große Fremdensitzung“ in den Waldenserhof. Das Präsidium führt Richard Acker bis 1962.
Der Erfolg dieser Veranstaltungen führte zu den „großen Fremdensitzungen“ der nächsten Jahre. 1963 wurde die erste Garde gegründet. Walldorf bekam ein Prinzenpaar. Marie-Luise Riemenschneider und Bernhard Schad waren die ersten Tollitäten. In der Kampagne 1965/66 führte erstmals ein Karnevalsumzug durch die Straßen von Walldorf. Der Verwaltungschef musste in Deckung gehen: In der Kampagne 1966/67 wurde das Rathaus gestürmt und Bürgermeister Zwilling musste den Schlüssel rausrücken.
40 Jahre nach ihrer Gründung trug die Sparte Tanzen goldene Früchte: 1996/97 tanzten 29 Spätzchen, 17 Minis, 12 Junioren und 17 Aktive in der großen Garde. In der Kampagne 1992/93 gründen sich die Möhnen, die bis heute das Programm des 1. CCW bereichern. Eine Herrensitzung etabliert sich in der 90er Jahren.
Mit ihrer Jubiläumskampagne „4×11 mer gehn uff’s Ganze, der Buschspatz lässt die Boppe tanze“ starteten Walldorfs Fastnachter in das neue Jahrtausend. Auch jenseits der fünften Jahreszeit wurde viel unternommen: Sommerfeste, eine Disco der großen Garde, Teilnahme an Bürgerfesten, Weihnachtsmärkten und mehr hielten die Aktiven auf Trab. Die Garden machten sportlich von sich reden und traten sogar bei internationalen Turnieren an. Die „Walldorfer Scherzbuben“ Patrick Fiederer und Horst Schäfer wurden überregional erfolgreich. Fiederer löste 2011 Holger Feistel als Sitzungspräsident ab und verdiente sich die Sporen als närrischer Moderator.
Die Kampagne 2019/20 begann mit einer dramatischen Wendung: Beim Gardenachmittag erklärte die Abteilungsvorsitzende Denise Drewes die Trennung der Buschspatzen vom Mutterverein SKG Walldorf. Der Grund: unüberwindbare Differenzen mit dem Vorstand. Bei Rot-Weiß Walldorf fanden die Buschspatzen eine neue Heimat und am 1. Januar 2020 gründete Rot-Weiß die Abteilung Karneval. „Mit sehr viel Freude haben wir euch, liebe Buschspatzen, aufgenommen“, so RW-Chef Manfred Knacker. „Wir freuen uns auf die nächsten 66 Jahre, die wir mindestens mit Euch erleben wollen.“
Wenig Ausstattung konnte der SKG nach dem Vereinswechsel abgekauft werden, die Buschspatzen standen wieder ganz am Anfang. Spenden wurden eingeworben, die Stadt half mit einem Zuschuss. „Es wird ein neues Nest gebaut und ein neues Gefieder zugelegt“, witzelt Holger Feistel, der zur neuen Kampagne wieder als Sitzungspräsident die närrische Moderation übernimmt. „Trotz dieser ganzen Veränderungen sind wir immer noch die Buschspatzen-Familie geblieben.“ In Walldorf wagten sich die Buschspatzen kaum, die Kampagne 2020/21 zu planen. Prompt war nach dem Gardenachmittag wegen Corona schon wieder Schluss. Jubiläumsgala, Kinderrummel, Altweiberfasching und Fastnachtsumzug mussten abgeblasen werden.
Aber: Das neue Programm steht. Am Sonntag, 11. September, servieren die Buschspatzen beim Floh- und Trödelmarkt auf dem Platz vorm Rathaus Eintöpfe, Suppen, Kuchen und Getränke. Am 11.11. wird die fünfte Jahreszeit im Lokal Rot-Weiß XXL eingeläutet und am Sonntag, 13. November, markiert der Gardenachmittag den Auftakt der Kampagne.
Diverses ist neu, seit die Buschspatzen ihren Stammverein gewechselt haben: Der „Rummel“ soll erstmals in der Stadthalle sein. Für Kinder ist für den 27. Januar 2023 Kinderfasching und am 28. dann die Party für alle Feierwütigen ab 18 Jahren geplant. Die große Gala soll am Samstag, 4. Februar, in der Stadthalle stattfinden. Mit Comedians, Büttenreden sowie den Garden soll gefeiert werden wie in Vor-Coronazeiten: lachend, schunkelnd, singend und vor allem wieder gesellig im neuen Buschspatzennest.
(c) Frankfurter Neue Presse, Ursula Friedrich


